Der steigende Kostendruck im Gesundheitswesen hat zu umfangreichen Rationalisierungsmassnahmen geführt. Im Mittelpunkt dieser Massnahmen steht die Entwicklung leistungsfähiger Informations- und Kommunikationssysteme, die eine effiziente Verarbeitung von Daten und Informationen erlauben; Daten und Informationen sollen schneller übertragbar und in grösserem Umfang verfügbar sein.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die im Gesundheitswesen eingesetzten Systeme integriert werden. Wenn in einem System Daten benötigt werden, welche anderswo vorhanden sind, so kann eine solche Integration erfolgen, indem die Daten elektronisch ausgetauscht werden.
Das zugrundeliegende Konzept ist nicht neu und entspricht der Idee von "Electronic Data Interchange" (EDI). Es ist allerdings nicht nur so, dass sich eine solche Integration auf den zwischenbetrieblichen Bereich - wie es häufig im Zusammenhang mit EDI verstanden wird - beschränken muss. Je nach Situation kann auch eine innerbetriebliche Integration mittels elektronischem Datenaustausch und bewusst redundant gehaltenen Daten mit erheblichem Nutzen verbunden sein.
Insbesondere bei Krankenhäusern trifft dieser Fall oftmals zu: In den letzten zwei Jahrzehnten wurde begonnen, in den unterschiedlichen Bereichen EDV-Systeme einzusetzen. Diese Systeme stammen oft nicht vom gleichen Hersteller und können nur beschränkt miteinander kommunizieren. Auch in Zukunft wird sich ein "Universalsystem" kaum finden lassen und Hersteller (vor allem Nischenanbieter) werden für bestimmte Bereiche bessere Lösungen anbieten als andere. Auf der anderen Seite besteht immer mehr der Wunsch, dass die Informationen aus dem einen Bereich schnell und in grösserem Umfang in einem anderen Bereich zur Verfügung stehen; vor allem ein vollständiger Überblick über jeden Patienten (® Patientenorientierung) sollte im Bedarfsfall schnell verfügbar sein. Kurz gesagt, die betreffenden Daten sollen zwischen den Systemen ausgetauscht werden können.
Egal, ob eine solche Integration innerhalb eines Krankenhauses oder zwischen den Institutionen des Gesundheitswesen erfolgen soll, es werden in jedem Fall entsprechende Datenaustauschformate benötigt.
Das Ziel dieser Arbeit besteht nun darin, die im Gesundheitswesen verarbeiteten Daten zu erfassen und verbreitete Datenaustauschformate zu untersuchen, um darauf aufbauend Aussagen über die Eignung dieser Standards zu machen. Es soll aufgezeigt werden, in welchen Bereichen die Standards vorzugsweise eingesetzt werden können und inwieweit sie den Datenaustausch unterstützen. Insbesondere soll auf die damit verbundenen Potentiale eingegangen werden.
Weil mit einer solchen Zielsetzung ein sehr umfangreicher und komplexer Sachverhalt untersucht und beschrieben werden muss, kann die hier vorliegende Arbeit nur als ein allgemeiner Überblick verstanden werden. Einschränkungen und Verallgemeinerungen wurden gemacht: Beispielsweise wird nicht näher auf die verschiedenen Bilderarten innerhalb eines Krankenhauses eingegangen und das Schwergewicht auf "Text-Daten" gelegt; der Zahlungsverkehr zwischen den Institutionen des Gesundheitswesen wird lediglich als Materialfluss "Geld" bezeichnet.
Trotzdem sollte es dem Leser ermöglicht werden, sich einen Überblick über die heutige Situation und die künftigen Möglichkeiten sowie die dabei unterstützenden Standards zu verschaffen.
Im Kapitel "Gesundheitswesen" werden wichtige Institutionen beschrieben. Es wird untersucht, welche Daten, Applikationen und Schnittstellen vorkommen, um die Möglichkeiten für den elektronischen Datenaustausch zu erkennen. Im ersten Teil werden Institutionen ausserhalb des Krankenhauses beschrieben. Deren Beziehungen untereinander und mit den Krankenhäusern wird analysiert. Dieser Teil geht auf wichtige Bereiche detailliert ein; einerseits dienen diese Ausführungen als Einstieg für die Untersuchungen im Krankenhaus und andererseits lassen sich einige dieser Institutionen (Bsp. Labor, Apotheke) im Spital wiederfinden. Auf dieser Grundlage werden im zweiten Teil die Kantonsspitäler "Schaffhausen" und "Frauenfeld" im Hinblick auf elektronische Datenaustausch-Möglichkeiten beschrieben. Mit einer Zusammenfassung in Form eines allgemeinen Überblicks über die Daten und Schnittstellen im Krankenhaus wird das Kapitel abgerundet.
Das Kapitel "Standards" beschreibt, was für Normierungsbestrebungen, welche Organisationen und was für Standards im Gesundheitswesen vorhanden sind. Zuerst werden die internationalen Standards "HL7", "EDIFACT" und "DICOM" ausführlich beschrieben. Anschliessend werden bedeutende internationale Organisationen und weitere Standards jeweils kurz erwähnt. Im Teil "nationale Standards und wichtige Institutionen" wird gezeigt, was zur Zeit in der Schweiz auf diesem Gebiet gemacht wird. Während des gesamten Kapitels wird nicht nur auf Datenaustauschformate eingegangen, sondern es wird im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung auf eng verbundene Aspekte eingegangen, wie beispielsweise auf einflussreiche Organisationen oder Standards zur Verschlüsselung von Datenfeldern.
Auf dieser Grundlage werden Nutzeffekte im Kapitel "Potentiale" aufgeführt. Es wird diskutiert, in welchen Bereichen und unter welchen Umständen der elektronische Datenaustausch in und um das Krankenhaus eingesetzt werden kann. Dazu werden zuerst einige grundlegende Gedanken zu den Schnittstellen, dem Datenaustausch und den Standards sowie deren Zusammenhang gemacht. Dann wird allgemein diskutiert, welche Potentiale mit dem Einsatz von EDI verbunden sind. Anschliessend werden diese Potentiale mit den Einsatzmöglichkeiten im Gesundheitswesen verglichen, und es wird angegeben, inwieweit das Ganze von den Standards unterstützt wird. Abgerundet wird das Kapitel mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Möglichkeiten und Potentiale sowie einer Beurteilung der Standards "HL7", "DICOM" und "EDIFACT".
Im Kapitel "weiterführende Arbeiten" werden einige Hinweise gegeben, welche Fragestellungen sich aufgrund der gefundenen Ergebnisse ableiten lassen und als Ausgangslage für andere Arbeiten verwendet werden können. Es werden Beispiele erwähnt, welche in dieser Arbeit etwas knapp behandelt und deshalb im Bedarfsfall an anderer Stelle vertieft behandelt werden können.
Abgeschlossen wird die Arbeit im Kapitel "Schlussbemerkungen" mit einer kurzen Zusammenfassung, einigen Kommentaren zum Vorgehen und einem Ausblick.
Im Anhang werden auszugsweise Geschäftsprozesse (IST) von Unternehmungen grob beschrieben. Die Ablaufdiagramme sollen dem Leser einen kurzen Eindruck vermitteln, in welcher Wechselbeziehung die Institutionen Informationen austauschen.
Der elektronische Datenaustausch mittels einer Karte, welche Daten über ihren Besitzer speichert, stellt in einigen Bereichen eine echte Alternative zum elektronischen Datenaustausch im Sinne von EDI dar. Ergänzende Bemerkungen zu dieser interessanten Variante befinden sich ebenfalls im Anhang.
Im Text integriert sind die Angaben, woher der beschriebene Sachverhalt stammt. Trotzdem werden am Ende des jeweiligen Kapitels die Quellen nochmals zusammenfassend genannt, weil die Beschreibungen auf sehr unterschiedlichen Grundlagen basieren; im Kapitel "Gesundheitswesen ausserhalb des Krankenhauses" beruhen beispielsweise sehr viele Angaben auf Interviews, so dass bei den Quellen die interviewten Personen erwähnt werden. Zudem sollen dabei Hinweise auf weiterführende Literatur dem Leser besser ermöglichen, übernommene Ideen von den Interpretationen des Autors zu unterscheiden.