5. Zusammenfassung


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Das nichtlineare Modell von [Kreutzberg, 1998] wurde entwickelt, um Teile der Prozesse des Informationsmanagements abzubilden und um schliesslich zu Aussagen über die Entwicklung des Informationsmanagements zu gelangen. Im nichtlinearen Modell von [Kreutzberg, 1998], auch "Strommodell" genannt, spielt der Erfahrungspool mit seinen Elementen "Projektcontrolling" und "Erfahrungsdatenbank" (und weitere Elemente) eine zentrale Rolle. Insbesondere soll das Modell für den Aufbau des Projektcontrollings motivieren und auch in Verbindung mit dem dynamischen Schätzmodell von [Kreutzberg, 1998] gesehen werden. Letzteres Modell wurde/wird von [Kreutzberg, 1998b] entwickelt, um mit Hilfe von Daten aus der Erfahrungsdatenbank präzisere Aufwandschätzungen von Informatikprojekten durchführen zu können.

In der vorliegenden Arbeit wurde das nichtlineare Modell von [Kreutzberg, 1998] auf Stärken und Schwächen analysiert, und die Grenzen und Möglichkeiten wurden aufgezeigt. Es wurde untersucht, wie Prinzipal-Agent-Modelle mit dem Strommodell verbunden werden können und welchen Beitrag die Prinzipal-Agent-Theorie zur Zielsetzung liefern kann.

 

Zuerst wurde auf die grundlegenden Eigenschaften von Modellen eingegangen, und die im Hinblick auf das Strommodell als wichtig erachteten Begriffe wurden definiert. Sowohl das Strommodell als auch das Prinzipal-Agent-Standardmodell wurden eingeordnet: Beim verbal dargestellten Strommodell handelt es sich um ein statisches Beschreibungsmodell mit Rückkoppelung. Das mathematisch-analytisch dargestellte Strommodell (® formales Strommodell) ist ein dynamisches, nichtlineares, deterministisches und offenes Erklärungsmodell ohne Rückkoppelung. Das Prinzipal-Agent-Standardmodell wurde als mathematisch-analytisches, statisches, nichtlineares und stochastisches Erklärungs- und Entscheidungsmodell taxiert.

Als Vorbereitung zur Untersuchung des Strommodells wurde aufgezeigt, wie andere Autoren den zu modellierenden Umweltausschnitt interpretieren und beschreiben (und somit selbst ein Modell entwickeln). Definitionen der wichtigen Begriffe von verschiedenen Autoren wurden aufgeführt und gegebenenfalls bei Interpretationsspielräumen im Strommodell wieder aufgegriffen.

Die Untersuchung des nichtlinearen Modells von [Kreutzberg, 1998] orientierte sich - soweit es die Situation erlaubte - an den folgenden Punkten: Kritik an der Relevanz der Annahmen, an der Logik der Annahmen, an der logischen Analyse und an der Relevanz der Ergebnisse. Die Kritik an der Problemstellung wurde unterlassen, da der zu klärende Sachverhalt (nach Ansicht des Autors) einem tatsächlichen Bedürfnis entspricht, und auf die Kritik an der Modelltheorie wurde verzichtet, weil immer mit Modellen gearbeitet wird - bewusst oder unbewusst.

Aufgrund der Definition und Verwendung der Elemente "Quoten" und "Informatikabteilung" im Strommodell ist deren Abgrenzung nicht eindeutig, und insbesondere geht nicht klar hervor, ob das Informationsmanagement im Strommodell einzig dem Pol "Informatikabteilung" zugeteilt ist oder ob es in den anderen Polen ebenfalls vorkommt. Eine eindeutige Abgrenzung und Definition dieser Elemente des Strommodells wird jedoch benötigt, da sonst je nach Interpretation andere Schlussfolgerungen und Ergebnisse resultieren beziehungsweise die interessierenden Fragen (® Zielsetzung) nicht eindeutig beantwortet werden können. Deshalb wurden in dieser Arbeit in den betreffenden Abschnitten die Probleme und Interpretationsspielräume beschrieben. Anschliessend wurde gegebenenfalls im Sinne einer konstruktiven Kritik präzisiert und darauf aufgebaut. Dabei wurde jeweils beachtet, dass die eingeführten Definitionen stets im Einklang mit den Restriktionen und Vorgaben von [Kreutzberg, 1998] stehen.

 

Die Unterteilung der Aufgaben des Informationsmanagements, wie sie [Österle, 1991] vorschlägt, lässt sich in geeigneter Weise auf die Pole "Unternehmensleitung", "Informatikabteilung" und "Fachabteilung" aufteilen. Diese Struktur wurde für den Fortgang der Modellanalyse übernommen, was jedoch impliziert, dass sich das Informationsmanagement in mehreren Polen des Strommodells manifestiert.

[Kreutzberg, 1998] nennt als mögliche Inhalte des Erfahrungspools verschiedene Elemente. Aufgrund der zentralen Bedeutung der Erfahrungsdatenbank wurde auf dieses Element des Pools und dessen Verbindung zum Projektcontrolling näher eingegangen. Um gesonderte Aussagen über das Projektcontrolling und die Erfahrungsdatenbank ableiten zu können und damit die Leistungsströme zwischen diesen beiden wichtigen Elementen erkennbar sind, wurde eine Aufteilung des Erfahrungspools in kleinere Einheiten vorgeschlagen (wird in dieser Arbeit nur erwähnt und nicht weiter berücksichtigt).

Ausführlich wurde die Bedeutung der Quoten im formalen Strommodell behandelt. Der Interpretationsspielraum im Zusammenhang mit diesen Grössen wurde aufgezeigt, Probleme und Möglichkeiten wurden diskutiert. Unter Einführung zusätzlicher Annahmen wurde schliesslich eine Lösung erarbeitet, welche mit den grundlegenden Bedingungen, welche [Kreutzberg, 1998] für das formale Strommodell fordert, in Einklang stehen. Auf der betreffenden Definition wurde im weiteren Verlauf der Arbeit aufgebaut.

Als Grenzen des Modells sowie als Aussagen können schliesslich zusammengefasst werden:

Beispiel: Einbindung neuer Beziehungen zwischen den Polen; Verfeinerung des Pols "Erfahrungspool" in die Elemente "Wissen der Informatikmitarbeiter", "Projektcontrolling" und "Erfahrungsdatenbank".

Somit kann zur Beurteilung der langfristigen Entwicklung des Unternehmens ausschliesslich aufgrund der Kosten argumentiert werden. Eine hinreichende Bedingung für die langfristige Entwicklung des Unternehmens wird sich bei Vernachlässigung der Ertragsseite aus dem Strommodell nicht ableiten lassen.

Beispiel: Ergibt eine Simulation, dass unter den gewählten Voraussetzungen (Parametern und exogene Variablen) die Kosten sukzessive abnehmen, so kann daraus nicht gefolgert werden, dass sich die Unternehmung "positiv" entwickelt.

Beispiel: Als Hypothese wird genannt, dass starke Schwankungen in der Quotenentwicklung über mehrere Zeiträume ausreichend sind, um ein langfristiges Überleben der Unternehmung auszuschliessen.

Beispiel: Je höher der Parameter a gewählt wird, desto höher fallen ceteris paribus die Quoten aus. Eine hinreichende Bedingung, damit die Quote gegen ein Gleichgewicht konvergiert, lautet: a + NLF - a *NLF > 0;

Beispiel: Die Umsatzentwicklung wirkt sich im formalen Strommodell stark auf die Fachabteilung aus, während die Informatikabteilung von dieser Entwicklung ebenfalls - aber in abgeschwächter Form - tangiert wird.

Beispiel: Eine Quote der Informatikabteilung von "It = 0.3" besagt, dass 30 Prozent der Fachabteilungskosten dem Bezug von Informatik-Leistungen zuzuschreiben sind. Es kann davon ausgegangen werden, dass in diesen Kosten auch solche fürs Informationsmanagement enthalten sind. Allerdings kann aus dieser Quote der Anteil der Kosten fürs Informationsmanagement nicht abgeleitet werden.

 

Im Anschluss an die Untersuchung des nichtlinearen Modells von [Kreutzberg, 1998] wurde geprüft, ob eine Erweiterung mittels Prinzipal-Agent-Modellen möglich sei, wie gegebenenfalls eine entsprechende Integration aussehen könnte und welche Erkenntnisse daraus resultieren.

Dazu wurde ein Prinzipal-Agent-Standardmodell vorgestellt. Prinzipal-Agent-Modelle basieren auf folgenden grundlegenden Annahmen: Zwischen den beiden Parteien besteht asymmetrische Informationsverteilung, sowohl der Prinzipal als auch der Agent sind Nutzenmaximierer, und der Prinzipal steuert die Arbeitsleistung des Agenten durch die Gestaltung des Anreizsystems. Die allgemeine Zielsetzung besteht darin, die Anreizfunktion optimal zu gestalten. Aus diesen Vorgaben lassen sich jedoch nicht nur Aussagen bezüglich der Anreizfunktion ableiten, sondern es resultieren interessante Erkenntnisse in anderen Bereichen. Die Erweiterung des Strommodells um Prinzipal-Agent-Modelle wurde in Anlehnung an die Zielsetzung von [Kreutzberg, 1998] durchgeführt: Es wurde der Frage nachgegangen, welchen Beitrag die Prinzipal-Agent-Theorie leisten kann, um für den Aufbau des Controllings, speziell des Projektcontrollings und einer Erfahrungsdatenbank, zu motivieren.

Um einen Überblick über die Möglichkeiten der Prinzipal-Agent-Theorie zu geben, wurden verschiedene Erweiterungen des Prinzipal-Agent-Standardmodells kurz beschrieben, wobei jeweils auszugsweise auf Ergebnisse der verschiedenen Modelltypen eingegangen wurde. Es wurde erkennbar, dass verschiedene Ansätze wertvolle Beiträge und Ergebnisse bezüglich der Problemstellung liefern können, dass aber wegen der zu erwartenden erhöhten Modellkomplexität die Mehrheit der Erweiterungsmöglichkeiten nicht in ein zu entwickelndes Modell übernommen werden konnte.

Die Autoren [Chwolka, 1996] beziehungsweise [Kah, 1994] untersuchen in ihrer Dissertation mittels Prinzipal-Agent-Theorie, welche Aussagen sich über das Controlling ableiten lassen. Speziell gehen sie darauf ein, welche Rolle und welchen Wert dem Controlling zugeschrieben werden kann, respektive weshalb die Koordinationsaufgabe des Controllings von grosser Bedeutung ist. Auszugsweise und zusammenfassend wurden die Ergebnisse der beiden Autoren aufgelistet. Sowohl [Chwolka, 1996] als auch [Kah, 1994] gehen bei ihren Untersuchungen so vor, dass sie verschiedene Prinzipal-Agent-Beziehungen mittels jeweils spezifischen Modellen analysieren und somit schrittweise einzelne Aussagen ableiten. In diesem Sinne wurde mit der Integration eines Prinzipal-Agent-Modells ins formale Strommodell ein weiterer Baustein für die Motivation des Controllings beigefügt.

Unter den zahlreichen Prinzipal-Agent-Beziehungen, welche im Strommodell denkbar sind, wurde die Situation analysiert, welche sich ergibt, wenn der Leiter der Informatikabteilung einem seiner unterstellten Mitarbeiter einen Auftrag erteilt. Zur Modellierung der entsprechenden Prinzipal-Agent-Beziehung wurde auf dem Modelltyp "hidden action" aufgebaut. Die Versorgung des Managements mit Informationen sowie den Aufbau einer Erfahrungsdatenbank (welche ihrerseits wiederum für das Management und das Controlling wichtige Anhaltspunkte geben kann) zählt [Krcmar, 1997] zu den Aufgaben des Projektcontrollings. Aus diesem Grund wurde ein konkretes Prinzipal-Agent-Modell entwickelt, welches den Einfluss von zusätzlichen Informationen in der Anreizfunktion berücksichtigt. Dieses Modell wurde mit dem formalen Strommodell verbunden, indem angenommen wurde, dass der Erfahrungspool mit seinen Elementen Projektcontrolling und Erfahrungsdatenbank einen Einfluss auf die Präzision der stets fehlerbehafteten Informationen hat.

Neben der Erkenntnis, wie sich die (lineare) Belohnungsfunktion genau zusammensetzt und dass der Mindestnutzen sowie der fixe Lohnanteil keinen Einfluss auf die Arbeitsleistung des Agenten hat, konnte insbesondere für die Arbeitsleistung des Agenten und den Nutzen des Prinzipals festgehalten werden:

Der Agent wählt immer ein höheres Arbeitsniveau, wenn zusätzliche Informationen dazu dienen, seine Leistungen zu beurteilen, und er anhand dieser Beurteilung monetär entschädigt wird. Der Nutzen des Prinzipals steigt dabei an, so dass die Belohnungsfunktion des Agenten deshalb nebst des Geschäftsergebnisses von zusätzlichen Informationen abhängig gemacht werden sollte, sofern die entsprechenden Informationen bereitgestellt werden. Projektcontrolling und Erfahrungsdatenbank können in diesem Zusammenhang wertvolle Beiträge liefern.

Bei einer Steigerung der Effizienz und Effektivität des Erfahrungspools mit seinen Elementen "Projektcontrolling" und "Erfahrungsdatenbank" - wodurch präzisere zusätzliche Informationen über die Arbeitsleistung des Agenten resultieren - sollte der variable Lohn des Agenten stärker von diesen Informationen abhängig gemacht werden; der Agent wird in diesem Fall ein höheres Arbeitsniveau wählen.

Die Erweiterung des nichtlinearen Modells von [Kreutzberg, 1998] um ein Prinzipal-Agent-Modell verdeutlichte, dass viele zusätzliche Annahmen getroffen werden müssen, um die Integration ins formale Strommodell zu ermöglichen. Funktionen und Parameter mussten konkret festgelegt werden, damit die einzelnen Grössen schliesslich konkrete Werte annehmen konnten, obwohl andere Autoren unter vereinfachten Voraussetzungen ebenfalls ähnliche Ergebnisse ableiten. Insofern muss die Erweiterung des formalen Strommodells um ein Prinzipal-Agent-Modell als ein konkretes Beispiel verstanden werden. Die Erweiterung des nichtlinearen Modells von [Kreutzberg, 1998] zeigte zudem auf, dass sehr schnell umfangreiche mathematische Zusammenhänge und Formeln resultieren und dass zusätzlich berücksichtigte Aspekte die Modellkomplexität enorm erhöhen können.

 

Wie unter anderem die Erweiterungen des Strommodells um den Prinzipal-Agent-Ansatz aufzeigen, handelt es sich beim nichtlinearen Modell von [Kreutzberg, 1998] um ein offenes Modell, welches leicht modifiziert und ausgebaut werden kann. Die Zusammenfassung verschiedener Elemente zu einem Pol, wobei die jeweiligen Pole als eine abstrakte Einheit verstanden werden und ausschliesslich die Austauschbeziehungen mit anderen Polen betrachtet werden, hat sich in verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten, wie beispielsweise in der Makroökonomie, bewährt. Die Übertragung auf die Unternehmung im Hinblick auf die Zielsetzung von [Kreutzberg, 1998] ist gerechtfertigt und stellt somit eine solide Basis dar.

 

In der vorliegenden Arbeit wurde insbesondere auf die Grenzen des nichtlinearen Modells von [Kreutzberg, 1998] eingegangen, um dadurch Ansatzpunkte für Modellverbesserungen hervorzuheben. Im wesentlichen lassen sich die aufgedeckten Problembereiche auf drei Ursachen zurückführen: der fehlende Einfluss des Erfahrungspools auf die Entwicklung der anderen Pole, die ausschliessliche Kostenbetrachtung und das Zusammenfassen des Projektcontrollings beziehungsweise des Informationsmanagements mit anderen Elementen.

Eine Modifikation der Modellannahmen im Sinne des iterativen Modellentwicklungsprozesses bedeutet die Verschiebung oder Aufhebung gewisser Grenzen. Anhaltspunkte anzugeben, wo im Strommodell Verbesserungs- und Ausbaumöglichkeiten liegen, war Ziel dieser Diplomarbeit.

 

 

 


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