Aufgrund einer Literaturstudie kommt [Kreutzberg, 1998b] zum Schluss, dass zahlreiche Autoren Vorgehensmodelle beschreiben, wie ein erfolgreiches Projektcontrolling in Verbindung mit dem Projektmanagement durchgeführt werden soll. Das Projektmanagement ist eine Teilfunktion, die dem Informationsmanagement zugeordnet wird. Wie [Kreutzberg, 1998] feststellt, basieren die bisherigen Ausführungen zum Informationsmanagement meist "auf Beobachtungen der Wirklichkeit und münden in einer Beschreibung der beobachteten Sachverhalte. Diese Beschreibungen fassen die Beobachtungen zu Klassen zusammen und hierarchisieren die Klassen nach den Abstraktionsebenen. Üblicherweise können die Ebenen in eine strategische, taktische und operative Ebene eingeteilt werden ([Heinrich, 1996; S. 22], [Österle, 1991; S. 78]). Die resultierenden Ansätze für das Informationsmanagement lassen jedoch nur schwer eine Überprüfung auf Vollständigkeit und Korrektheit des Informationsmanagements zu. Es fehlt ein Ansatz, der den Schwerpunkt auf die gegenseitige Abhängigkeit von Unternehmensteilen legt und diese Abhängigkeit quantifiziert. Aus diesem Grund fehlt ebenso eine quantifizierte Begründung für die Einführung von Querschnittsfunktionen wie des Projektcontrollings."
Um diesem Manko entgegenzuwirken, entwickelte [Kreutzberg, 1998] mit einem anderen Lösungsansatz ein auf der Chaostheorie basierendes Modell. Dieses nichtlineare Modell, auch Strommodell genannt, bildet einen Teil der Prozesse des Informationsmanagements ab und berücksichtigt die Abhängigkeiten zwischen den Einheiten Informatikabteilung, Fachabteilung und dem sogenannten Erfahrungspool. Ähnliche Modelle und Modellierungskonzepte bewährten sich vor allem in den letzten Jahren auch auf anderen Gebieten, wie beispielsweise in der Volkswirtschaft oder der Biologie, um komplexe, dynamische Zusammenhänge zu untersuchen. Mit dem nichtlinearen Modell von [Kreutzberg, 1998] wird diese Idee nun auf die Unternehmung übertragen, mit dem Ziel, Aussagen über die Entwicklung des Informationsmanagements abzuleiten und das Verständnis der Wirkungszusammenhänge zwischen Informationsmanagement und anderen Teilen im Unternehmen zu erhöhen. Im nichtlinearen Modell von [Kreutzberg, 1998] ist der Erfahrungspool mit seinen Elementen "Projektcontrolling" und "Erfahrungsdatenbank" von zentraler Bedeutung. So soll das Modell insbesondere für den Aufbau dieser zwei Elemente motivieren. Diese Zielsetzung ist auch in Verbindung mit dem dynamischen Schätzmodell von [Kreutzberg, 1998b] zu sehen, welches Daten aus der Erfahrungsdatenbank verwendet, um präzisere Aufwandschätzungen von Informatikprojekten durchzuführen.
Das Ziel dieser Arbeit besteht nun darin, das nichtlineare Modell von [Kreutzberg, 1998] auf Stärken und Schwächen zu untersuchen. Es sollen die Grenzen und Möglichkeiten aufgezeigt werden, welche sich aus dem Strommodell ergeben, so dass bei einer Weiterentwicklung des Modells die Kritikpunkte konstruktiv aufgenommen werden können. In diesem Sinne werden bei der Untersuchung des Modells die Problembereiche nicht nur kurz aufgeführt, sondern es wird ausführlich darauf eingegangen, Ursachen werden aufgezeigt und - wo es die Situation erfordert - wird das Modell unter Berücksichtigung der grundlegenden Annahmen und im Sinne von [Kreutzberg, 1998] ausgebaut. Die Grenzen des Strommodells und der darin abgebildeten Elemente des Informationsmanagements sollen herausgearbeitet und Aussagen bezüglich der Entwicklung einzelner Unternehmensbereiche beziehungsweise des gesamten Unternehmens aus dem Modell abgeleitet werden.
Weiter soll geprüft werden, ob eine Erweiterung des nichtlinearen Modells von [Kreutzberg, 1998] mit Ansätzen aus der Prinzipal-Agent-Theorie möglich ist. Es soll der Frage nachgegangen werden, wie gegebenenfalls eine konkrete Integration eines Prinzipal-Agent-Modells ins Strommodell aussehen kann und welche Erkenntnisse aus der Kombination der beiden Modelle resultieren. In Anbetracht der zentralen Bedeutung des Erfahrungspools bei der Zielsetzung von [Kreutzberg, 1998] wird bei der Erweiterung des nichtlinearen Modells der Fokus primär auf das Projektcontrolling und einer damit eng verbundenen Erfahrungsdatenbank gelegt.
Aus der Zielsetzung der hier vorliegenden Arbeit geht sofort hervor, dass der Leser die im folgenden beschriebenen Überlegungen nur bedingt nachvollziehen kann, wenn er mit dem Strommodell nicht vertraut ist. Aus diesem Grund gibt das Kapitel "Strommodell" einleitend eine möglichst objektive Zusammenfassung des Strommodells. Die Beschreibung orientiert sich an den Dokumenten [Kreutzberg, 1998] und [Kreutzberg, 1998b]. Diese beiden Dokumente bilden die Grundlage der vorliegenden Arbeit, und wenn nichts anderes erwähnt ist, bezieht sich die Untersuchung stets auf das Strommodell, wie es in [Kreutzberg, 1998 (Stand: 17. April 1998)] spezifiziert wird.
Zuerst werden im Kapitel "Grundlagen" allgemeine Eigenschaften von Modellen beschrieben und die im Hinblick auf die Untersuchung des Strommodells als wichtig erachteten Begriffe definiert. Ein Modell reduziert die Komplexität des interessierenden Umweltausschnitts und stellt diesen in vereinfachter Form dar. Eine solche Reduktion ist immer mit Schwierigkeiten verbunden und kann leicht Anlass zur Kritik geben. Ein Hauptziel der hier vorliegenden Arbeit besteht ja genau darin, das nichtlineare Modell von [Kreutzberg, 1998] zu kritisieren. Deshalb geht das Kapitel "Grundlagen" auf allgemeine Problembereiche von Modellen ein und nennt Ansatzpunkte für die Kritik an Modellen. Die dabei vorgestellte Struktur dient als Orientierungshilfe bei der Untersuchung des Strommodells. Anschliessend wird das nichtlineare Modell von [Kreutzberg, 1998] aufgrund der vorgestellten Modell-Klassifikation eingeordnet. Auf die gleiche Weise erfolgt eine Klassifizierung des Prinzipal-Agent-Standardmodells, so dass ein erster Eindruck über die betreffenden Modelle entstehen kann. Weiter beschreibt dieses Kapitel, wie andere Autoren den zu modellierenden Umweltausschnitt des Strommodells interpretieren (und somit selbst ein Modell entwickeln). Definitionen wichtiger Begriffe von verschiedenen Autoren werden aufgeführt.
Einleitend zur Untersuchung des Strommodells erfolgt auf der Grundlage von [Kreutzberg, 1998] eine möglichst objektive Zusammenfassung des entsprechenden Dokuments (® [Kreutzberg, 1998]), so dass der Leser nur im Falle von Detailfragen auf das Original-Dokument zurückgreifen muss. Bei den Beschreibungen des nichtlinearen Modells wird aufgrund der unterschiedlichen Darstellungsformen zwischen dem "grundlegenden" und dem "formalen" Strommodell unterschieden. Diese Aufteilung gilt für die gesamte Arbeit und dient der besseren Strukturierung der Analyse. Das Unterkapitel "Untersuchung des Strommodells" geht schliesslich auf die Relevanz und Logik der Annahmen, die logischen Schlussfolgerungen, Ergebnisse, Grenzen und Möglichkeiten des Modells ein: Bezüglich des grundlegenden Strommodells werden Modellierungskonzept und das gewählte Abstraktionsniveau des Modells kommentiert. Die Bedeutung und die Möglichkeiten zur Bewertung der Leistungsströme sowie die Zweckmässigkeit, wie die Einheiten von [Kreutzberg, 1998] definiert worden sind, werden diskutiert. Speziell hervorgehoben wird in diesem Zusammenhang das Informationsmanagement und der Erfahrungspool, wobei bei letzterem insbesondere das Projektcontrolling und die Erfahrungsdatenbank vertieft behandelt werden. Anschliessend folgt der Bezug vom grundlegenden zum formalen Strommodell. Das Schwergewicht der Untersuchungen liegt auf dem formalen Strommodell. Sehr ausführlich werden Bedeutung und Interpretationsmöglichkeiten der Quoten (welche die Kerngrössen im formalen Strommodell bilden) diskutiert. Der Abschnitt "Kausalitätsstruktur" befasst sich mit der Abhängigkeit einzelner Variablen im Modell und mit den Grenzen, welche sich daraus ergeben. Als eine Ergänzung zur logischen Analyse von [Kreutzberg, 1998] ist der Abschnitt "Funktionaler Zusammenhang" zu verstehen, bei welchem vor allem der Einfluss der Zeit auf die Quote Gegenstand der Untersuchung ist. Zugleich wird dabei auf die Relevanz der Annahmen eingegangen. Ebenfalls als Teil der logischen Analyse setzt sich der Abschnitt "Entwicklung der Quoten im Laufe der Zeit und Gleichgewicht" mit der Frage auseinander, wie und unter welchen Bedingungen sich die Quoten im Zeitablauf verändern. Die Analyse, wie sie [Kreutzberg, 1998] fürs Strommodell durchführt, wird beschrieben, kommentiert und ergänzt. Im Unterkapitel "Grenzen des Modells" werden abschliessend zur Untersuchung die Schranken des Strommodells - insbesondere bezüglich der Zielsetzung - aufgeführt.
Die gesamte Untersuchung des Strommodells und die somit gefundenen Ergebnisse beruhen auf logischen Schlussfolgerungen, mathematischen Beweisen und Herleitungen sowie Computersimulationen. Aus den jeweiligen Abschnitten geht hervor, wie für die entsprechenden Teil-Analysen konkret vorgegangen wird beziehungsweise welche Bedeutung den gefundenen Ergebnissen zukommt. Wie bereits erwähnt, orientiert sich dabei die Untersuchung sowie die Gliederung der Kapitel - soweit es die Situation erlaubt - an der Struktur von [Kleinewefers, 1983] (vgl. Kapitel "Grundlagen / Kritik an Modellen") und an der eigens eingeführten Unterscheidung zwischen "grundlegendem" und "formalem" Strommodell.
Das Kapitel "Erweiterung des Strommodells" befasst sich mit den Fragen, ob und gegebenenfalls welche geeigneten Möglichkeiten existieren, um das nichtlineare Modell von [Kreutzberg, 1998] mit Prinzipal-Agent-Modellen zu kombinieren: Dazu gibt das Kapitel "Prinzipal-Agent-Theorie" einleitend einen Überblick über die betreffende Theorie, so dass der Leser sich diesbezüglich mit den grundlegenden Begriffen vertraut machen und selbst einschätzen kann, welchen Beitrag Prinzipal-Agent-Modelle liefern können und welches Potential sich dahinter versteckt. Das Prinzipal-Agent-Standardmodell sowie die damit verbundenen Ergebnisse werden beschrieben und bekannte wichtige Erweiterungen des Prinzipal-Agent-Standardmodells erwähnt. Anschliessend werden Prinzipal-Agent-Modelle und das Strommodell im Hinblick auf eine Verknüpfung dieser beiden Ansätze untersucht. Es erfolgt eine Auflistung möglicher Prinzipal-Agent-Beziehungen, welche im Strommodell vorkommen und in ein Prinzipal-Agent-Modell aufgenommen werden können. Weiter wird aufgrund der zentralen Rolle des Projektcontrollings für die Zielsetzung von [Kreutzberg, 1998] aufgeführt, welchen Beitrag und welche Aussagen die Prinzipal-Agent-Theorie fürs Controlling liefern kann. Dazu sind die Ergebnisse zweier Dissertationen zusammenfassend aufgelistet, welche sich mit dem Erklärungspotential von Prinzipal-Agent-Modellen bezüglich der Rolle, dem Wert und den Aufgaben des Controllings befassen. Das Kapitel "Integration von Prinzipal-Agent-Modellen ins formale Strommodell" verbindet die beiden Modellansätze anhand eines konkreten Beispiels. Dabei werden die zusätzlich gewonnenen Ergebnisse und allgemeine Erkenntnisse, welche die Kombination der beiden Ansätze betreffen, aufgeführt.
Abgerundet wird die Arbeit mit dem Kapitel "Zusammenfassung", indem nochmals ein Überblick über das Vorgehen, die Hauptaussagen sowie die Ergebnisse der Untersuchung gegeben wird und einige Kommentare angebracht werden.
Im Anhang sind neben ausgewählten Beispielen einer Computersimulation vorwiegend mathematische Beweise und Herleitungen aufgeführt. Insbesondere die gefundenen Ergebnisse aus Prinzipal-Agent-Modellen stützen sich auf umfangreiche, mathematische Umformungen und Ableitungen.