3. Standards (Teil 2)


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3.2 Diverse ausländische oder internationale Institutionen und Standards

Dieses Kapitel nennt weitere Standards und Institutionen im Gesundheitswesen ausserhalb der Schweiz. Die Standards und Institutionen werden kurz beschrieben und sollen im Sinne eines Überblicks darüber informieren, was für weitere Bestrebungen und Arbeiten - neben den nationalen und den wichtigsten internationalen Standards - in diesem Bereich zur Zeit gemacht werden.

 

AIM:

AIM ist der Name für ein internationales Forschungs- und Entwicklungsprogramm in "Medical Informatics" und wurde 1989 von der Kommission der EU (DG XIII-F) initialisiert. Zur Zeit befassen sich darin mehrere Projekte mit Standardisierungsfragen ([Moor97]).

 

ANSI-HISPP:

ANSI-HISPP steht für "American National Standards Institute, Healthcare Informatics Standards Planning Panel" und wurde 1992 gegründet. In den USA existieren verschiedene Organisationen, welche sich um die Entwicklung, Koordination und Verbreitung von Standards im Gesundheitswesen bemühen. Der bedeutendste Vertreter war in den letzten Jahren ANSI-HISPP. Die Organisation wird zusammen mit einigen Änderungen in ANSI-HISB (Healthcare Informatics Standards Board) umbenennt und soll vor allem die Koordination der Aktivitäten von HL7, ASTM, IEEE/MEDIX, ACR-NEMA und X12N übernehmen. ([Blai97])

 

ASC X12N:

Im Jahre 1979 wurde vom ANSI das Komitee ASC X12 (Accredited Standards Committee) gegründet. Das Komitee entwickelt Standards für den elektronischen Datenaustausch zwischen Unternehmungen (EDI), indem es genau definiert, wie die auszutauschenden Nachrichten strukturiert sein müssen. Die Syntax von X12 ist zwar nicht identisch mit derjenigen von EDIFACT, aber grundsätzlich verfolgen beide Standards die gleichen Ziele und weisen viele Ähnlichkeiten auf. Während X12 vorwiegend in Nordamerika eingesetzt wird, ist EDIFACT der Standard, der ausserhalb der USA - international - verwendet wird.

Das Subkomitee X12N ist speziell für Entwicklungen im Bereich Versicherungen zuständig und hat Standards veröffentlicht, welche den Gesundheitsbereich tangieren.

Da HL7 fest in den USA verwurzelt ist, werden die Standards X12N und HL7 sich gegenseitig beeinflussen. (vgl. [EHNA97], [DISA97])

 

ASTM:

ASTM steht für "American Society for Testing and Materials", wurde 1898 gegründet, und ist zu einer der grössten Standardisierungs-Organisation in der Welt geworden (primär für die USA von grosser Bedeutung). Mehr als 9100 Standards werden jedes Jahr durch ASTM publiziert, wobei sich die Standards auf unterschiedliche Bereiche wie beispielsweise Metalle, Textilien, Konstruktionen und Computersysteme beziehen. Zu den Standards gehören Methoden, Klassifikationen, Spezifikationen usw.

Das Komitee E31 ist auf die Informatik im Gesundheitswesen spezialisiert, wobei sich die Untergruppen E31.12-E31.23 innerhalb dieses Bereichs auf bestimmte Aspekte konzentrieren. Dabei werden beispielsweise in folgenden Bereichen Lösungen vorgeschlagen: Inhalt und Struktur von Patientendaten, Laborsysteme und deren Schnittstellen, Sicherheit und Modellierung.

ASTM arbeitet eng mit HL7, ACR-NEMA und IEEE/MEDIX zusammen, und es wird versucht, die Lösungen aufeinander abzustimmen. ([ASTM97])

 

CEN/TC 251:

CEN ist ein europäisches Normierungsgremium und steht für "Comité Européen de Normalisation". Mitglieder von CEN kommen aus den Staaten der EU und der EFTA. Das Komitee arbeitet an Standards aus allen Bereichen mit Ausnahme von Elektrotechnik (CENELEC) und der Telekommunikation (ETSI). Innerhalb der CEN existieren verschiedene technische Komitees. Das Technische Komitee CEN/TC 251 beschäftigt sich mit der Standardisierung innerhalb des Gesundheitswesens. Es wurde 1990 gegründet und unterteilt sich in sieben verschiedene Arbeitsgruppen: "Information Modelling and Medical Records", "Terminology, Semantics and Knowledge Bases", "Communications and Messages", "Medical Imaging and Multimedia", "Medical Device Communication in Integrated Healthcare", "Healthcare Security and Privacy, Quality and Safety" und "Intermittently Connected Devices".

Aufgrund der Bedürfnisse im Gesundheitswesen und Ergebnissen aus der Praxis sowie aus Projekten identifiziert CEN/TC 251 Bereiche, welche durch eine Standardisierung unterstützt werden können. Falls der Markt in diesen Bereichen keine Lösungen anbietet, entwickelt CEN/TC 251 einen geeigneten Standard. (vgl. [CEN97]).

(Das Technische Komitee 224 arbeitet an Standards für Patientenkarten und dazugehörenden Geräten.)

 

EBES EEG 09:

EBES ist die Abkürzung für "European Board for EDI/EC Standardization" und verfolgt das Ziel, die Entwicklung, Wartung und Benutzung von EDIFACT und generell EDI in Europa zu unterstützen.

EBES unterscheidet verschiedene Arbeitsgruppen, wobei sich die Gruppe EEG 09 auf das Gesundheitswesen konzentriert und entsprechende EDIFACT-Nachrichtentypen entwickelt. EEG 09 arbeitet eng mit CEN/TC 251 und EMEDI zusammen. (vgl. [EBES97a], [EBES97b])

 

EFMI:

EFMI steht für "European Federation for Medical Informatics" und gehört der IMIA an. Die Organisation wurde 1976 gegründet und befasst sich mit theoretischen und praktischen Fragen bezüglich dem Einsatz der Informatik im Gesundheitswesen (vgl. "IMIA", Ziele). Die 21 Mitgliederorganisationen (nationale Vertreter) der EFMI stammen aus ganz Europa und ihre Delegierten arbeiten in Form von Working Groups (7 Gruppen) an gemeinsamen Lösungen. ([EFMI97])

 

EMEDI:

Die Organisation EMEDI wurde 1990 gegründet und versucht, EDI im europäischen Gesundheitswesen zu fördern.

Die Organisation hat für sich folgende Aufgaben definiert: Auftreten als europäisches Forum für die Benutzer von EDI im Gesundheitswesen, Vertreten der Anwender bei EBES (EEG9) und anderen Organisationen sowie Förderung der Implementationen von EDI unter Verwendung von internationalen Standards wie beispielsweise UN/EDIFACT.

EMEDI unterscheidet im Wesentlichen drei verschiedene Bereiche, in denen EDI im Gesundheitswesen eingesetzt werden kann: Beim medizinischen Datenaustausch erfolgt eine Kommunikation zwischen Fachkräften des Gesundheitswesen, und sie bezieht sich meistens auf den Patienten. Kostenträger und Leistungserbringer tauschen Daten aus, wenn es um finanzielle Fragen geht, und beim Datenaustausch im Bereich "Logistik" geht es um den Kauf von Waren. ([EMED97])

 

EUCLIDES:

EUCLIDES ist der Name eines Forschungs- und Entwicklungsprojektes der EU und steht für "European Standard for Clinical Laboratory Data Exchange between Medical Information Systems". Das Projekt wurde 1989 gestartet und gehört ins AIM-Programm. Ziel des Projektes ist es, Labordaten elektronisch zwischen verschiedenen, heterogenen, medizinischen Informationssystemen auszutauschen. Das Projekt endete mit einer Reihe von implementierbaren Produkten und deren Einführung bei einigen Teilnehmern. ([Mael97])

 

EWOS/EG-MED:

European Workshop for Open Systems; Expert Group Medical

 

ICD:

ICD steht für "International Classification of Diseases". Mit dem ICD Standard können Informationen über Krankheiten und Todesursachen klassifiziert werden, was unter anderem für statistische Zwecke verwendet werden kann (® Vergleiche). Für den elektronischen Datenaustausch ist ICD interessant, weil sich Informationen über Krankheiten und Verletzungen auf diese Weise verschlüsseln lassen.

Der ICD-Standard wird von der WHO herausgegeben und ist 1893 erstmals erschienen. ICD-10 ist zur Zeit die aktuelle Version, wobei viele Länder aufgrund von Umstellungsschwierigkeiten heute noch ICD-9 anwenden. ICD-10 stellt mehr Kategorien zur Verfügung und erlaubt eine detailliertere Unterscheidung als die Vorgängerversion. (vgl. [WHO9x])

 

IEEE P1073:

Dieses Subkomitee der IEEE entwickelt Standards für die Kommunikation zwischen Patientenüberwachungssystemen und Computersystemen. ([Krus97])

 

IEEE P1157, MEDIX:

Das Komitee "MEDIX" wurde 1987 gegründet, um Standards für den Datenaustausch zwischen Computersystemen in Krankenhäusern zu entwickeln. Die Arbeiten basieren auf den ISO-Standards (® OSI-Modell) und sollen mit diesen kompatibel sein. ([Krus97])

 

IMIA

IMIA steht für "International Medical Informatics Association". Die Organisation wurde 1978 gegründet, und ihre Mitglieder sind nationale Vertreter oder Organisationen / Institutionen.

Die Ziele von IMIA sind: Förderung der Informatik im Gesundheitswesen, Verbesserung der internationalen Kooperation, Vertretung der "Health- and Medical Informatics" in der WHO und anderen Organisationen, Vorantreiben der Forschung und Entwicklung usw.

 

PAPYRUS:

Der PAPYRUS Standard legt fest, in welcher Form Bilder (einzeln oder in Gruppen) und dazugehörende Informationen gespeichert werden. Die erste Version wurde 1990 veröffentlicht und basiert auf dem DICOM-Standard v.2.0. PAPYRUS stammt aus der Schweiz, Universitätsspital Genf, und wurde in mehreren europäischen Projekten verwendet ([Rati94]).

In der Zwischenzeit hat DICOM mit den Erweiterungen "Part 10 to 12" diesen Bereich ebenfalls in Angriff genommen. Die neue Version von PAPYRUS v.3.0 sollte mit dem DICOM-Standard, Teil 10, kompatibel sein ([ACNE9x]).

 

SGML:

SGML ist ein internationaler Standard zur Definition der Struktur eines Dokuments und ist die Abkürzung für "Standard Generalized Markup Language". Der Standard wurde 1986 von der ISO mit der Unterstützung des Verlagswesens definiert. SGML kann als Metasprache für die Beschreibung einer "Markup-Language" bezeichnet werden. Bekanntester Vertreter einer solchen "Markup-Language" ist HTML, die Sprache, welche zur Beschreibung der Webseiten auf dem Internet verwendet wird. "Markups" dienen der Kennzeichnung gewisser Stellen in einem Text, um dadurch deren Bedeutung anzuzeigen. Es handelt sich dabei also um zusätzliche Angaben zu einer Stelle wie beispielsweise ein Verweis darauf, dass ein Abschnitt fett gedruckt werden soll oder der betreffende Bereich den Titel eines Dokuments bildet.

Mit SGML kann nun festgelegt werden, welche Markups es in einem Dokument gibt, welche benötigt werden, und wie sie vom eigentlichen Text unterschieden werden. Mit SGML können somit Dokumenttypen (DTD) definiert werden, welche als Template zur Erstellung von Dokumenten im Hinblick auf einen bestimmten Zweck dienen (vgl. [Marc96], [Doli97a]).

Das europäische Normierungsgremium CEN mit dem technischen Komitee (TC251) für das Gesundheitswesen zählte SGML im Jahre 1993 nicht zu den wichtigsten (EDI-) Standards im Gesundheitswesen ("nur" Kategorie 2). Demgegenüber beschäftigt sich eine Gruppe von "HL7" sehr intensiv mit SGML. Beispielsweise befasst sich die Gruppe mit der Entwicklung von SGML-Dokumenttypen, welche den Aufbau von HL7-Nachrichtentypen beschreiben. Für ein Segment könnte dies dann beispielsweise wie folgt aussehen ([Doli97a]):

HL7: MSA|AA|ZZ9380<CR>

SGML-DTD: <MSA> <AckCod Value="AA"> <MesConID Value="ZZ9380"> </MSA>

(Bedeutung:

MSA := Name des Segments "Nachrichtenbestätigung", Message Acknowledgment

AA := Nachrichtenbestätigungscode; Acknowledgment Accept

ZZ9380 := Angabe, auf welche Meldung sich die Bestätigung bezieht

<CR> bzw. </MSA> := Ende des Segments

)

Heute wird SGML im Gesundheitswesen vorwiegend für Publikationen, Ankündigungen neuer Medikamente, Richtlinien und Patientenakten verwendet. ([Doli97b])

 

SNOMED:

SNOMED steht für "Systematized Nomenclature of Human and Veterinary Medicine". SNOMED International wurde 1993 gegründet, wobei die Ursprünge bis 1960 zurückgehen, und dient der mehrdimensionalen Klassifizierung von medizinischen Daten. Beispielsweise können Informationen über Symptome, Diagnosen und Behandlungen verschlüsselt werden. Die aktuelle Version 3.3 enthält mehr als 144'000 Begriffe und Codes, welche in 11 Modulen zur Verfügung gestellt werden.

Beim elektronischen Datenaustausch von biomedizinischen Bildern mittels DICOM wird die Terminologie von SNOMED verwendet. ([SNOM97])

 

WEEB MD9:

WEEB ist die Abkürzung für "Western European EDIFACT Board", wobei die Gruppe MD9 für das Gesundheitswesen zuständig ist. (Beachte: WEEB beschränkt sich auf den EDIFACT-Standard).

 

 

 

3.3 Nationale Standards und wichtige Institutionen

3.3.1 MediData AG

Firma

Das Unternehmen MediData AG wurde im Herbst 1994 in Luzern gegründet. Aktionäre sind vorwiegend Versicherungsgesellschaften wie beispielsweise Helsana, Wincare, Konkordia, CSS, Winterthur, Zürich und SUVA.

Die MediData AG möchte mit ihren Tätigkeiten dazu beitragen, dass der Informationsfluss im Gesundheitswesen durch den elektronischen Datenaustausch verbessert und vereinfacht wird. Die Unternehmung sieht ihre Kernkompetenzen in der Bündelung von Prozess-, Telekommunikations- und Informatik Know-how sowie von Fach- und Branchenkenntnissen, zur Lösung von kundengruppenspezifischen Problemstellungen. ([Medi96c])

 

Leistungen

Folgende Leistungen werden von der MediData AG angeboten:

MediData produziert in der Regel keine eigene Software oder Netzdienstleistungen, sondern macht das bestehende Angebot in geeigneter Form ihren Kunden verfügbar ([Medi96c]).

 

MediData-Standards

Wie aus der Beschreibung der Leistungen der MediData AG hervorgeht, legt das Unternehmen eine Fülle von Standards und Regeln fest, um den reibungslosen elektronischen Datenaustausch in der Schweiz voranzutreiben und zu verbreiten. Die standardisierten Meldungstypen spielen dabei eine zentrale Rolle, aber auch die Codetabellen sind im Gesundheitswesen von grosser Bedeutung und werden im Folgenden kurz erwähnt:

Meldungen

Bei den Meldungstypen wird festgelegt, in welcher Struktur die Daten beim elektronischen Datenaustausch unter den MediData-Teilnehmern ausgetauscht werden müssen. Die von der MediData AG vorgeschlagenen Meldungstypen basieren auf dem internationalen Standard UN/EDIFACT. Momentan verfügbar sind die Meldungstypen ([Medi96a]):

 

Stammdaten

Durch die erwähnten Meldungstypen wird eine einheitliche Syntax unter den MediData Teilnehmern gewährleistet. Auf der semantischen Ebene sind aber häufig zusätzliche Abmachungen zwischen den Kommunikationspartnern nötig, um die Nachrichteninhalte korrekt zu interpretieren. Mittels MediFrame soll den MediData-Teilnehmern ein Wörterbuch zur Verfügung stehen, womit die betreffenden Übersetzungen bequem und korrekt gemacht werden können.

Folgende Stammdaten werden deshalb von der MediData AG elektronisch angeboten: Das Zahlstellenregister des Konkordats der Krankenkasse, der Pharmacode von Galenica, der Spitalleistungskatalog, Operationsschlüssel und Diagnosecodes des Bundesamtes für Statistik, eine standardisierte Analyseliste für Labors und ein Verzeichnis der MediData-Teilnehmernummern.

Die Stammdaten können im EDIFACT-Format über Netzwerkverbindungen, via Diskette oder CD-ROM bezogen werden. Im Rahmen einer automatisierten Selektion bei Netzwerkverbindungen werden dem Teilnehmer aufgrund des Eintreffens verschiedener möglicher Ereignisse die gewünschten Daten automatisch übermittelt. (vgl. [ScSt97])

 

Heutige Situation und Zukunftsaussichten

Heute werden von den wichtigsten Versicherern (repräsentieren ca. 90 % der Versicherten in der Schweiz) die Meldungen "Kostengutsprache - Anfrage/Bestätigung" und "Fakturierung / Rückweisung" unterstützt. Bis heute sind knapp 100 Leistungserbringer an dieses System angeschlossen oder bereiten einen entsprechenden Anschluss vor.

Circa 15 Labors unterstützen die Meldungen Laborauftrag und Laborbefund. Austauschpartner dieser Labors sind Ärzte oder Spitäler. ([Stau97])

Wichtigstes Ziel der MediData AG für die Zukunft ist sicherlich ein flächendeckender Einsatz der vorgeschlagenen Standards, denn mit zunehmendem Verbreitungsgrad steigt der Nutzen für die beteiligten Parteien, und neue Kunden können leichter gewonnen werden. Neben Ausbau und Verbesserung der realisierten Bereiche sollen in Zukunft aber auch neue Bereiche "elektronisch" erschlossen werden.

Geplant oder in Erwägung gezogen wurden bis jetzt die folgenden Bereiche: Patientenidentifikation, Medikamentenbestellung, Warenbewirtschaftung der Spitäler, Patienteneinweisung und Austritte (Überweisungsaufträge von Ärzten), Meldungen für den Austausch von Gesundheitsstatistiken der Spitäler und elektronische Unfallmeldungen. ([Stau97])

 

Bemerkungen

Wer sich in der Schweiz für den elektronischen Datenaustausch im Gesundheitswesen interessiert, stösst unausweichlich auf die MediData AG. Das Schwergewicht liegt heute vorwiegend im administrativen Bereich; Geschäftsprozesse zwischen den unterschiedlichen Parteien im Gesundheitswesen werden unterstützt. Es ist damit zu rechnen, dass primär dieses Gebiet ausgebaut und verfeinert wird. Standards in den Bereichen medizinischer Datenaustausch und insbesondere Datenaustausch innerhalb eines Krankenhauses werden vom Unternehmen nur beschränkt definiert.

Mit dem Standard "Faktura und Faktura-Rückweisung" wird ein Geschäftsprozess unterstützt, der bei allen Parteien im Gesundheitswesen häufig und wiederkehrend anzutreffen ist. Die grössten Potentiale (vgl. auch Kapitel "Potentiale") liegen aufgrund der anfallenden Menge ganz klar in diesem Bereich.

Da die Meldungstypen auf dem Standard UN/EDIFACT basieren, soll sichergestellt werden, dass keine Insellösungen geschaffen werden und die Infrastruktur für branchenübergreifende oder internationale EDI-Projekte ebenfalls genutzt werden kann. ([Schu96])

 

Quellen

Die Angaben über den Verbreitungsgrad des MediData-Standards und Zukunftspläne stammen aus einem Briefwechsel mit Herrn J. Staub, Projektleiter MediData AG. Die übrigen Informationen stammen aus Prospekten und Publikationen (MediPoint, MediData EDI-Handbuch, Vortrag bei der XII. Jahrestagung der SGMI/SSIM). Die Ausführungen im Abschnitt "Bemerkungen" sind vorwiegend Interpretationen des Autors aufgrund des geschilderten Sachverhalts.

 

 

3.3.2 FMH und Health-Info Net

Überblick

Die FMH (Foederatio Medicorum Helveticorum) ist ein privatrechtlicher Verein und Vertritt die Ärzteschaft in gesamtschweizerischen Angelegenheiten. Über 90% der berufstätigen Ärzte in der Schweiz sind Mitglieder der Verbindung der Schweizer Ärzte. (vgl. [Blase97])

Das Health-Info-Net (HIN) ist ein Intranet der FMH für ihre Mitglieder. Mit diesem Netzwerk soll der Informationsaustausch innerhalb der Ärzteschaft gefördert werden. Dies insbesondere in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung. Um den Betrieb des Netzwerkes zu gewährleisten, wurden eine Managementgesellschaft namens Health-Info-Net AG und deren Tochtergesellschaften Health-Network AG und Health-Com AG gegründet ([Blase97]).

 

Leistungen

Geplant oder bereits realisiert sind folgende Dienstleistungen:

([Blase96])

 

Bemerkungen

Die angebotenen elektronischen Nachschlagewerke bilden heute ein wesentliches Element des HIN, denn häufig genanntes Anliegen der Ärzte ist ein schneller und bequemer Zugriff auf aktuelle Informationen. Durch das Intranet können diese Bedürfnisse in geeigneter Form befriedigt werden. Die angebotenen Bibliotheken und die Tatsache, dass Health-Info-Net von der FMH kontrolliert wird, tragen sicherlich zu einer erhöhten Akzeptanz und einem breiteren Einsatz der EDV bei den Ärzten bei.

Health-Info-Net AG nimmt für sich in Anspruch, den Austausch strukturierter elektronischer Meldungen mit dem HIN zu unterstützen. Ein entsprechendes Datenaustauschformat wurde dabei aber nicht genannt. Deshalb ist diese Unterstützung beschränkt auf das Anbieten eines Kommunikationsmediums.

Das HIN könnte in Zukunft für den strukturierten, elektronischen Datenaustausch eine entscheidende Rolle einnehmen. Wenn Standards für den strukturierten Datenaustausch im Gesundheitswesen (insbesondere mit Ärzten) existieren, fallen sie im HIN auf "fruchtbaren Boden"; die Akzeptanz der Ärzte und ein "sicheres" Kommunikationsmedium ist hier vorhanden. In diesem Sinne ergänzen sich die MediData AG und das Health-Info-Net.

 

Quellen

Die Angaben zu den Abschnitten "Einleitung" und "Leistungen" stammen aus einem Artikel in der Schweizerischen Ärztezeitung und aus dem Web (http://www.hin.ch). Die Bemerkungen entsprechen den Ansichten des Autors.

 

 

3.3.3 Réglementation & EDIPHARMA

Überblick

Die Réglementation ist ein Verband von Pharma-Unternehmen, Importeuren, Grossisten und Apotheken. Der Verband zählt ungefähr 350 Mitglieder und bietet Dienstleistungen für die pharmazeutische Branche an ([Hay96]).

EDIPHARMA ist ein EDI-Projekt der Réglementation und wurde vor fünf Jahren lanciert. Durch das Projekt soll der elektronische Austausch von Nachrichten zwischen den Marktpartnern der Pharmabranche in der Schweiz ermöglicht werden. Teilnehmer von EDIPHARMA sind Pharmahersteller, Grossisten, Importeure und Apotheken wie beispielsweise Novartis Pharma Schweiz, Roche Pharma, Galenica, EVZA,Voigt, F. Uhlmann-Eyraud, Spitalapotheke Bürgerspital SO usw. ([Powe96]).

 

Leistungen

(vgl. [Powe96])

Die Réglementation führte den EAN-Code als Identifikationsmittel der Partner und Produkte im Pharmabereich ein. Heute verteilt die Firma die Identifikationscodes von Pharmaprodukten (zuhanden des Bundesamtes für Gesundheit). Die Identifikationsnummern der Partner (Hersteller, Händler, Spitäler, Ärzte, Versicherer,...) werden ebenfalls von der Réglementation verwaltet. Durch den angebotenen Mutationsdienst werden die Teilnehmer regelmässig über den aktuellen Stand informiert.

Für die EDI-Anbindung im Rahmen von EDIPHARMA werden die Kunden von der Réglementation in allen wichtigen Phasen unterstützt. Insbesondere wird Standardsoftware für die Kommunikation und Konvertierung, Schnittstellenprogrammierung und Beratung angeboten.

Die einheitlichen Regeln und zu verwendenden Standards werden von der Réglementation festgelegt, so dass ein reibungsloser elektronischer Datenaustausch zwischen den Teilnehmern gewährleistet ist.

 

Standards

Meldungen

(vgl. [Powe96])

Sämtliche von EDIPHARMA verwendeten Meldungstypen basieren auf dem EDIFACT-Standard:

 

EAN

(vgl. [EANi97], [EANCH97])

Wie bereits erwähnt, ist die Réglementation für die Verteilung und Verwaltung der EAN-Codes im Gesundheitswesen in der Schweiz verantwortlich. EAN ist ein weltweiter Standard, mit dem eindeutige Identifikationen vorgenommen werden können. Der Standard stammt von EAN International, einer Non-Profit-Organisation, welche 1977 gegründet wurde und heute in über 80 Ländern vertreten ist. In der Schweiz ist dafür der Verein EAN-Schweiz zuständig.

Mit der EAN-Nummer werden Artikel, logistische Einheiten und Partneradressen unverwechselbar gekennzeichnet. In strichcodierter Form kann die Nummer als EAN-Code von einem Scanner optisch gelesen werden. Die EAN-Nummern der Objekte sind somit leicht bestimmbar und in elektronischer Form rasch erhältlich. Mit der Erweiterung des Standards (UCC/EAN-128) ist es möglich, Zusatzinformationen in den Code zu integrieren.

 

Bemerkungen

Beim elektronischen Datenaustausch können die betreffenden Objekte durch die EAN-Nummer eindeutig referenziert werden (Codierung senkt die Transportkosten). In diesem Sinne kann EAN als Interpretationsregel für den Wert eines Datenfelds verwendet werden.

Der enge Zusammenhang zu EDI wurde von der EAN International erkannt, und 1987 wurde mit EANCOM ein Projekt gestartet, um den elektronischen Datenaustausch in Kombination mit EAN zu standardisieren. EAN International arbeitet selbst aktiv am EDIFACT-Standard mit, so dass es nicht verwundert, dass der Standard EANCOM ein Subset von EDIFACT ist. In der Schweiz werden mit EANCOM-CH ebenfalls die Bereiche EDI und EAN kombiniert. ([EANi97], [EANCH97])

Die Réglementation übernimmt mit der Verwaltung und Verteilung der EAN-Codes eine wichtige Aufgabe. Das Projekt EDIPHARMA kann als zusätzliche Dienstleistung an die Pharmabranche betrachtet werden, ist aber zusätzlich eine geschickte Kombination mit dem bestehenden Angebot der Code-Verwaltung; Parallelitäten zu EAN und dem Projekt EANCOM sind zu erkennen.

 

Quelle

Die Angaben wurden vorwiegend aus der Web-Adresse "www.powersoft.ch/edipharma.html; EDIPHARMA" entnommen. Einen guten Überblick gaben zudem die Präsentationsunterlagen von C. Hay zur MediData Tagung 1996, "EDI und Referenzdaten in der Pharmabranche", und der Artikel "Übermitteln statt abschreiben" des gleichen Autors in der Handelszeitung Nr. 21 vom 21. Mai 1997. Ausführliche Informationen über EAN Schweiz und International sind auf den entsprechenden Homepages (www.ean.be; www.ean.ch) zu finden.

 

 

3.3.4 Galenica Gruppe

Die Firma und ihre Leistungen

Die Galenica Gruppe nimmt auf dem Schweizer Gesundheitsmarkt seit Jahren eine führende Rolle als Logistikerin und Informations-Dienstleisterin von Arzneimitteln ein. Durch die angebotenen Leistungen wird es ihren Kunden - Apothekern, Drogisten, Spitälern und Ärzten - ermöglicht, Arzneimittel effizient zu beschaffen und zu verkaufen. Die Galenica-Gruppe arbeitet eng mit ihren Lieferanten zusammen und stellt ihnen dabei eine "leistungsstarke Logistikinfrastruktur und eine kundenorientierte Marketing- und Verkaufsorganisation zur Verfügung" ([Gale97]).

Bestellungen zwischen den unterschiedlichen Parteien wie Apothekern, Drogisten, Spitälern, Ärzten, Galenica, Händlern und Herstellern erfolgen heute in unterschiedlichen Formaten. Die Übermittlung von Apotheken oder Drogerien zum Grosshandel erfolgt teilweise nach dem VSSG-Protokoll; dieses Protokoll wird in Europa nur im Pharmahandel eingesetzt. Die Bestellungen von Ärzten bei ihren Lieferanten laufen meist über proprietäre Protokolle. Zwischen Grosshandel und Herstellern wird teilweise nach EDIFACT Standard übermittelt ([Schä97]).

Bei den Informations-Dienstleistungen werden elektronische Nachschlagewerke auf Disketten, CD-ROM oder online (Datenbankabfragen, Internet) angeboten. Es sind dies: Artikel-Stammdaten (komplettes Branchensortiment Pharma plus Drogerie; 60'000 Artikel), Medikamente und Parapharmazie mit Codex/Kompendium/Produktabbildung, pharmazeutische Stoffliste, Fachliteratur usw. ([Schä97]).

 

Bemerkungen

Galenica spielt eine bedeutende Rolle in der Arzneimittel-Logistik und kann daher für die Verbreitung und Durchsetzung eines Datenaustauschformates bei Bestellungsaufträgen vom Leistungserbringer an die Lieferanten einiges beitragen.

Die angebotenen Informations-Dienstleistungen ermöglichen den Kunden ein effizienteres Arbeiten, und das Angebot kann verwendet werden, um zusätzliche Informationen aus Nachrichten und Angaben zu gewinnen. Einige dieser Dienstleistungen werden von anderen Anbietern (vgl. MediData, Health-Info-Net) ebenfalls angeboten.

 

Quellen

Allgemeine Angaben stammen von der Webseite "www.galenica.ch". In einem Briefwechsel informierte Herr U. Schäfer, Galenica, über Austauschformate bei Bestellungen von Arzneimitteln. Angaben über das Dienstleistungsangebot stammen aus dem Dokument "Galenica Informations-Dienstleistungen; Informationen - ein strategischer Unternehmensfaktor ", welches dem Brief beigelegt war.

 


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